Gleich vier beatmete Patienten können mit dem Großraum-Intensivtransportwagen (G-ITW) transportiert werden, der auf Initiative des DRK-Rettungsdienstes Heidenheim-Ulm realisiert wurde.
In nur drei Wochen hat Daimler Buses im April 2020 im EvoBus-Werk Neu-Ulm einen Überlandlinienbus in ein Spezialfahrzeug für die Verlegung von Intensivpatienten umgebaut. Der Mercedes-Benz Citaro wird von der DRK-Rettungsdienst Heidenheim-Ulm gGmbH eingesetzt, die damit den größten Intensivtransportwagen in Deutschland in Betrieb nahm. Das Fahrzeug wurde während der ersten neun Monate von Daimler Buses kostenlos zur Verfügung gestellt. Das gemeinsame Projekt wird vom Universitätsklinikum Ulm unterstützt, das für das ärztliche Fachpersonal sorgt. Mit an Bord ist auch die SWU Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm GmbH, die Fahrer zur Verfügung stellt und für die Wartung des Fahrzeugs sorgt. Die Sparkassenversicherung sponsorte die Fahrzeugversicherung. Nach der Pandemie soll das Fahrzeug im Katastrophenschutz weiter betrieben werden.
Impressionen vom Großraum-Intensivtransportwagen
Von der Idee zur Umsetzung
Um die vielerorts notwendigen Intensivtransportkapazitäten zu steigern, hatte David Richter, Geschäftsführer des DRK-Rettungsdiensts Heidenheim-Ulm, die Idee, einen Bus entsprechend umzubauen. Daimler Buses konnte eine schnelle und unkomplizierte Unterstützung zusichern.
Bereits nach wenigen Tagen stand ein Vorführwagen aus dem Bestand von Daimler Buses zum Umbau bereit. Ein Team aus 12 Mitarbeitern der Neu-Ulmer Omnibusproduktion hat den Bus in nur 15 Arbeitstagen zu einem Großraum-Intensivtransportwagen (G-ITW) umgerüstet. Der Umbau und die Bereitstellung der medizinischen Ausstattung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem DRK-Rettungsdienst Heidenheim-Ulm.
„Der Großraum-Intensivtransportwagen versetzt den DRK Rettungsdienst Heidenheim-Ulm gemeinsam mit den Ärzten des Universitätsklinikums Ulm in die Lage, sehr effizient Kliniken zu entlasten, bei welchen die Intensivbetten knapp werden. Und dies nicht nur im Bereich Ulm/Neu-Ulm sondern regions- und länderübergreifend“,
so David Richter, Geschäftsführer des DRK-Rettungsdiensts Heidenheim-Ulm.
Prof. Dr. Kühlmuß, ärztlicher Verantwortlicher des DRK-Rettungsdienstes ergänzt: „Was sonst Monate und Jahre dauert, wurde gemeinsam mit Daimler Buses in beispielloser Art und Weise innerhalb von Wochen umgesetzt. Dabei geht es hier nicht nur um einen Bus, sondern um ein effizientes Verlegungs- beziehungsweise Entlastungskonzept. Dies ist aus meiner Sicht nur mit einer solchen Transportkapazität möglich.“
Der Mercedes-Benz Citaro, der als Überlandlinienbus 45 Sitz- und 40 Stehplätze bietet, ist in seiner neuen Funktion mit vier vollständig ausgestatteten Intensivplätzen ausgerüstet. Mit dem umfunktionierten Bus kann das Deutsche Rote Kreuz in Ulm schnell reagieren und Intensivpatienten bei Bedarf in andere Krankenhäuser transportieren. Die Fahrten werden von zwei Intensivmedizinern des Universitätsklinikums Ulm betreut. Mit an Bord des Großraum-Intensivtransportwagens sind zudem drei Notfallsanitäter und zwei Rettungssanitäter, die vom DRK-Rettungsdienst Heidenheim-Ulm gestellt werden.
Ausgestattet ist der Bus unter anderem mit vier elektrohydraulischen Fahrtragen mit Beladesystem, vier Intensivbeatmungsgeräten, vier Überwachungsmonitoren, einem Sonographiegerät und einem Blutgasanalysegerät. Zudem haben die Mitarbeiter von Daimler Buses Stauraum für ausreichend Medikamente, Pflegeutensilien, zusätzliche Sauerstoffgeräte und Schutzkleidung geschaffen. Der Mercedes-Benz Citaro ist so umfunktioniert, dass für den Transport verschiedene Lagerungen der Patienten möglich sind. Die Seitenscheiben des DRK Busses wurden mit Sichtschutz-Folien beklebt. Zudem wurde der Bus mit Blaulicht und Signalhorn ausgestattet.
Da der Transport von COVID-19-Patienten ein Schwerpunkt sein sollte, spielten beim Umbau hygienische Anforderungen eine große Rolle. So kann im Patientenraum nach den Krankentransporten ein Desinfektions-Vernebelungsgerät eingesetzt werden. Der Bereich für die Fahrer wurde durch eine Wand vom Patientenraum abgetrennt. Zudem wurde die Lüftungsanlage umgebaut. So hat der Fahrer keinerlei Kontakt zu den Patienten und ist keiner Infektionsgefahr ausgesetzt. Die SWU Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm unterstützen das Projekt mit Fahrpersonal und sorgen für die Unterbringung und technische Wartung des Busses.
Der Oberbürgermeister der Stadt Ulm Gunter Czisch lobt die Aktion: „Wir können stolz sein, vertreten durch die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm, an diesem bislang einzigartigen Pilotprojekt beteiligt zu sein. Das Transportfahrzeug vom Daimler Buses Standort Neu-Ulm zeigt deutlich, zu welchen Innovationen die Region Ulm/Neu-Ulm in der Lage ist.“
Geschäftsführer der SWU Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm GmbH Klaus Eder ergänzt: „Schon seit geraumer Zeit unterstützt die SWU in der Region unter dem Motto #WirFürEuch zahlreiche Aktionen und Hilfsprojekte. Das Fahrpersonal für den Transport von Intensivpatienten zu organisieren und für die Wartung und Instandhaltung des Fahrzeugs zu sorgen, ist für uns eine gute Gelegenheit zu helfen. Schließlich befördern wir sicher und verlässlich über 40 Millionen Fahrgäste pro Jahr.“
Länderübergreifende Transporte
Der Großraum-Intensivtransportwagen steht primär dem Intensivtransportsystem des Landes Baden-Württemberg zur Verfügung und kann auch für überregionale und länderübergreifende Transporte zum Einsatz kommen. Wie oft und in welchen Regionen der G-ITW eingesetzt werden wird, hängt maßgeblich von der weiteren Entwicklung der COVID-19-Pandemie ab. Die Anforderung erfolgt über die Zentrale Koordinierungsstelle für Intensivtransporte in Baden-Württemberg (ZKS BW, Tel.: 0711/7007 7777) bzw. die Integrierte Leitstelle Ulm (ILS Ulm, Tel.: 0731/19222).